Die rotarische 4-Fragen-Probe
1. Ist es wahr?
2. Ist es fair für alle Beteiligten?
3. Wird es Freundschaft und guten Willen fördern?
4. Wird es dem Wohl aller Beteiligten dienen?
Die Geschichte der 4-Fragen-Probe
Die „Club Aluminium Company“ war am 19 April 1923 gegründet worden. Hauptprodukt war Kochgeschirr aus Aluminium. In ganzseitigen Inseraten suggerierte man der Hausfrau, dass sie damit zur Königin der Köchjinnen würde.
Herbert J. Taylor (18. April 1893 – 1. Mai 1978) war ein US-amerikanischer Geschäftsmann, Bürgerführer und Sponsor christlicher Organisationen. Er war Mitbegründer der Christian Workers Foundation (CWF) im Jahr 1939. Er war im Vorstand mehrerer solcher Institutionen, darunter Inter-Varsity Christian Fellowship (USA), Youth for Christ, Young Life, Fuller Seminary, Child Evangelism Fellowship, Christian Service Brigade , Pioneer Girls und der Chicago Billy Graham Crusades.
Herbert Taylor übernahm 1932 das Unternehmen, um es vor dem Bankrott zu retten. Er hielt sich für den einzigen Hoffnungsträger im Unternehmen mit 250 Mitarbeitern. Sein Sanierungsplan begann damit, das ethische Klima des Unternehmens zu ändern.
Seine erste Feststellung war, dass die Kundinnen den Inhalt der Werbung nicht mehr ernst nahmen. Daher verordnete er dem Unternehmen den Prüfsatz für alle Werbeaussagen: “IS IT THE TRUTH?”
Er erzählt diese Geschichte so:
“I searched through many books for the answer to our need, but the right phrases eluded me, so I did what I often do when I have a problem I can’t answer myself: I turn to the One who has all the answers. I leaned over my desk, rested my head in my hands and prayed. After a few moments, I looked up and reached for a white paper card. Then I wrote down the twenty-four words that had come to me: 1. Is it the truth? 2. Is it fair to all concerned? 3. Will it build goodwill and better friendships? 4. Will it be beneficial to all concerned?“
Ziel:
Die ServiceÂorientierung für die Kunden und eine hohe Verlässlichkeit sollten das Unternehmen vom Wettbewerb unterscheiden.
Dies sollte ein Prüfkriterium für Werbekampagnen, Beziehungen zu Geschäftspartnern, zur Bewertung von Geschäftsplänen, aber auch für den Umgang untereinander.
Taylor sanierte das Unternehmen.
In den 1940er Jahren, als Taylor International Director von Rotary war, bot er der Organisation den Vier-Wege-Test an, der von Rotary für interne Zwecke und Werbezwecke übernommen wurde. Der Vier-Wege-Test mit vierundzwanzig Wörtern hat sich nie geändert und ist heute ein zentraler Bestandteil der permanenten Rotary-Struktur auf der ganzen Welt und gilt als Standard, an dem alles Verhalten gemessen werden sollte.
Die Präsidentschaft von Rotary International übernahm Taylor 1954–55.
1954 übertrug Taylor das Copyright an Rotary, behielt sich aber die Weiternutzung für die „Club Aluminium Company“ und die „Christian Workers Foundation“.
Die Psychologie hinter der 4-Fragen-Probe
So hat etwa Sigmund Freud vor allem die Lustdimension hervorgehoben, Alfred Adler die sozialen Motive oder John Bowlby das Bindungsmotiv.
Der amerikanische Psychologe Seymour Epstein hat all diese Theorien gesichtet und kommt zu dem Schluss, dass keine für sich genommen die volle Wahrheit ausdrückt. Demnach sollte man die einzelnen Bedürfnisse eher nebeneinander stellen.
Professor Dr. Timo Meynhardt ist ein deutscher Psychologe und Betriebswirtschaftler. Seit Oktober 2015 ist er Inhaber des Arend Oetker-Lehrstuhls für Wirtschaftspsychologie und Führung an der privaten Handelshochschule Leipzig.
Professor Meynhardt (RC Jena) hat im ROTARY Magazin 29.08.2011 seine Überleguingen zur 4-Fragen-Probe sehr übersichtlich zusammengestellt:
1. Ist es wahr?
„Eine Lüge gegenüber Kunden oder Mitarbeitern nützt diesen nämlich gerade nicht, ihrem Bedürfnis nach Orientierung und Kontrolle nachzukommen, es schadet diesem.“ *)
2. Ist es fair für alle Beteiligten?
„Unfair ist – so weisen uns schon Kleinkinder den Weg –, wenn andere etwas bekommen oder dürfen, was mir verwehrt ist..“
„Unfair ist eine Empfindung, die sich daraus speist, dass der eigene Selbstwert bedroht ist.“
3. Wird es Freundschaft und guten Willen fördern?
„Das Bedürfnis nach positiven sozialen Beziehungen wie auch jenes nach positiven Erfahrungen erscheinen ohne weitere Verbiegungen in der Stoßrichtung sogar identisch mit den Taylorschen Fragen nach Freundschaft und Wohl der anderen. .“
4. Wird es dem Wohl aller Beteiligten dienen?
„ Zwei Drittel von 40 befragten obersten Führungskräften aus Wirtschaft und Verwaltung in Deutschland und der Schweiz sind der Auffassung, dass die breitere Öffentlichkeit den gesellschaftlichen Nutzen ihrer Arbeit genauso positiv einschätzt wie die Befragten selbst .“
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*) Alle Zitate aus dem Artikel von Timo Meynhardt im Rotary Magazin vom 29.08.2011 https://rotary.de/die-vier-fragen-probe-als-kompass-in-bewegten-zeiten-a-669.html